Erfahrungsbericht

meine Erfahrung mit dem Online-Ausstiegs-Programm

Ich habe nun etwas mehr als 90 "trockene" Tage hinter mir.

In dieser Zeit habe ich mich ziemlich verändert.

Ich bin stärker geworden, selbstsicherer, viel wacher, motivierter, kreativer, entspannter, aufgestellter, erwachsener (im positiven Sinn), entscheidungsfreudiger, interessierter, kontaktfreudiger.........


Mein Leben ist nicht mehr dasselbe wie zuvor. Ich habe mein Leben wieder im Griff und kann meine Aufgaben verantwortungsvoll und mit Zufriedenheit erledigen. Auch wenn mein Leben jetzt nüchterner geworden ist, empfinde ich mehr Lust und Freude als zuvor. Vieles macht mir wieder richtig Spass.


Ich bin mehr als 53 alt Jahre und habe in meinem bisherigen Leben eine immense Menge an Gras und Hasch konsumiert. An der ersten Pfeife zog ich mit weniger als 14 Jahren. Ab 18 rauchte ich dann regelmässig und viel. Während langen Jahren habe ich den Stoff scheinbar gut verkraftet und konnte bei mir keine nennenswerten Nachteile erkennen. Ich liebte das Zeug einfach und habe einen guten Teil meines Lebens danach ausgerichtet. Schon in jungen Jahren war ich in Pakistan und Afghanistan, wo die wirklich "feine" Ware" herkommt. Später habe ich dann auch grosse Mengen in Marokko eingekauft und mit einem Lastwagen über die Grenze gebracht. Ich habe auch viel selber gepflanzt und oft kiloweise der edelsten Blüten ernten und verlesen können.

In wirklich "guten" Zeiten habe ich wohl 5 Gramm am Tag weggeputzt. In den letzten Jahren vor allem durch Inhalation des reinen Dampfes.

Es geht mir nicht darum, mit all dem anzugeben. Ich möchte einfach ein Bild vermitteln, welche Bedeutung Cannabis für mich hatte.


Während den letzten ein oder zwei Jahren konnte ich zunehmend beobachten, dass mir das Grass nicht mehr so recht Freude macht und die negativen Seiten fingen mehr und mehr an zu überwiegen. Der Stoff fing an mich schlapp und müde zu machen. Jegliche Motivation sank auf ein Minimalmass, das Essen machte mir keine Freude mehr, der Schlaf wurde bleiern, die Träume waren komplett verschwunden, meine körperliche Leistungsfähigkeit liess nach. Ich begann, mich wie ein Zombie zu fühlen.


Es musste einfach etwas geschehen. Natürlich habe ich schon oft ans Aufhören gedacht. Aber allein schon der Gedanke daran liess in mir panische Gefühle hochkommen. Es gab ab und zu schon Zeiten, wo ich das Kiffen einschränkte oder sogar ganz sein liess. Aber sehr lange schaffte ich es in der Regel nicht. Schon nach wenigen Tagen fühlte ich mich sicher und hatte das Gefühl, jetzt zur Ausnahme wieder einmal einen Topf vertragen zu können. Und jedes Mal -wirklich jedes Mal - bin ich in diese Falle gestolpert: es hatte mich wieder wie eh und je.


Auf der Suche nach Hilfe und Ratschlägen bin ich dann im Internet auf LdG und das 90 Tage Ausstiegs-Programm gestossen. 90 Tage! Das fühlte sich gut an. Ich wollte mich für diese 90 Tage verpflichten und habe mich für das Programm angemeldet.


Das Aufhören selber war dann eigentlich nicht so schlimm wie erwartet. Einzig die enormen Schlafstörungen während den ersten Wochen waren ätzend. Aber ich akzeptierte, dass das zum Prozess gehört und ging ohne etwas daran ändern zu wollen da durch. Jetzt, nach über 90 Tagen, schlafe ich meisten wieder richtig gut und habe auch wieder Zugang zu den Träumen.


Was mir bei diesem Programm vor allem geholfen hat, das war mein Ehrgeiz. Ich wollte unbedingt jedes Mal in das Tagebuch schreiben können, ich habe aufgehört und bin immer noch clean. Das gab mir jeden Tag ein Erfolgserlebnis.


Heute fühle ich mich ziemlich sicher dabei im "Nichtmehrkiffen". Ich kann durch die Stadt gehen und es macht mir wenig aus, wenn links und rechts gekifft wird (bei uns in der Schweiz wird ziemlich viel gekifft). Nicht, dass es mich nicht doch ab und zu reizen würden, wieder einmal einen Zug zu nehmen. Aber ich habe das Vertrauen in mich zurück gewonnen, dass ich dem standhalten kann. Dabei hilf mir auch sehr, wenn ich mir all die schlechten Eigenschaften des Stoffes in Erinnerung rufe: die Müdigkeit, der Nebel, der Kater danach, der üble Geruch, .....


Ich weiss, dass mich das Thema noch lange beschäftigen wird. So viele Jahre in meinem Leben habe ich das Kiffen kultiviert. Aber jeden Tag gehe ich ein Stückchen weiter auf dem neuen Weg. Die persönlichen Veränderungen in meinem Wesen werden nach und nach sichtbar und geben meinem Leben neue Inhalte und Perspektiven.


Wohl das Schönste und Erfreulichste am Ausstieg aus der Sucht: das innere Kind kann wieder atmen. Das bedeutet einen neuen Zugang zur Freude, zur Hingabe ans Leben, zur Unschuld, zur Kreativität.